Archiv Konferenzen & Workshops

Logo of the „Assembly of Captive European Nations“ (ACEN) (1954-1972)
Spaces of Experience, Horizons of Expectation: Eastern European Diasporas in the Cold War
Tagung, 23.-25. November 2016, Halle (Saale)
Die Tagung findet in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Geschichte Südosteuropas an der Humboldt-Universität Berlin (Projekt "Phantomgrenzen in Ostmitteleuropa", gefördert durch das BMBF) vom 23. bis 25. November 2016 in Halle (Saale) statt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben große Gruppen von Emigrantinnen und Emigranten aus den ost- und südosteuropäischen Staaten in den westlichen Ländern. Sie setzten sich aus Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern im Deutschen Reich, Kriegsgefangenen, Häftlingen von Konzentrationslagern und Personen zusammen, die vor der vorrückenden sowjetischen Armee geflohen waren. Soweit diese "Displaced Persons" nicht in den ersten Nachkriegsjahren freiwillig oder zwangsweise in ihre Heimatländer zurückkehrten, bildeten sie in den folgenden Jahrzehnten den wichtigsten und politisch aktivsten Teil der ost- und südosteuropäischen Diasporen in den Ländern, die sich nun zum Westen formierten.
Die Untersuchung der ost- und südosteuropäischen Diasporen scheint besonders geeignet, neue Perspektiven auf die Geschichte des Kalten Kriegs zu eröffnen. So gehörten Personen und Organisationen aus ihren Reihen zu den besonders exponierten Akteuren in der sich zuspitzenden Auseinandersetzung zwischen Ost und West. Manche kooperierten mit westlichen Nachrichtendiensten bei Operationen hinter dem "Eisernen Vorhang". Andere zogen öffentliche Aufmerksamkeit auf sich, da sie für einen besonders radikalen Antikommunismus eintraten oder vor 1945 mit dem nationalsozialistischen Deutschland zusammengearbeitet hatten.
Eine nähere Untersuchung der osteuropäischen Diasporen im Hinblick auf die Politik-, Kultur- und Gesellschaftsgeschichte des Kalten Kriegs erscheint auch deshalb vielversprechend, weil sie die Grenze zwischen Ost und West überschreitende Räume konstituierten. Die Angehörigen der Diasporen brachten biographische Erfahrungen aus den Regionen jenseits des "Eisernen Vorhangs" mit, und ihre Zukunftserwartungen sowie ihr politisches Handeln richteten sich in hohem Maße auf Veränderungen in ihren Herkunftsländern. Die Diasporen repräsentierten einerseits den "Osten" im "Westen". Andererseits erschienen sie dem "Osten" nicht selten als ein besonders gefährlicher Teil des "Westens". Die Diasporen waren einerseits Teil der westlichen Gesellschaften und standen unter dem Einfluss der dortigen politischen und kulturellen Veränderungen. Andererseits waren ihre Angehörigen aber auch eng mit dem Osten verbunden.
Damit stehen die Diasporen im Zentrum einer Verflechtungsgeschichte von Ost und West in der Zeit des Kalten Kriegs. Anzunehmen ist auch, dass sich an ihnen Einflüsse des Ost-West-Konflikts auf politische, kulturelle und gesellschaftliche Wandlungsprozesse in den westlichen Gesellschaften besonders deutlich erkennen lassen. Das Ziel der Tagung ist es zu fragen, welche Erkenntnisse eine Geschichte der Diasporen in der Zeit vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis Ende der 1980er Jahre für eine Politik-, Kultur- und Gesellschaftsgeschichte des Kalten Kriegs ermöglicht.
Wissenschaftliche Leitung: PD Dr. Kai Struve (kai.struve(at)geschichte.uni-halle(dot)de), Dr. Nenad Stefanov (nenad.stefanov(at)hu-berlin(dot)de).
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A conference organized by the Aleksander Brückner Center for Polish Studies Halle/ Jena (research project "Phantom Borders in East Central Europe", funded by the Federal Ministry of Education and Research), in cooperation with the Chair for South-East European History at Humboldt University, Berlin. 23-25 November 2016 in Halle
After World War II large groups of emigrants from Eastern and South-Eastern Europe remained in western countries for good. They included former forced laborers in the Third Reich, POWs, inmates of concentration camps, and people who had fled from the advancing Soviet Army. Those among the so-called 'Displaced Persons' who did not return to their home countries during the first post-war years represented the most important field of recruitment of political activists of the East and South-East European diasporas in the emerging 'Western World'.
Inquiring into the history of East European diasporas may help to open new perspectives on the history of the Cold War. Individual emigrants and emigrant organizations were among the most exposed participants in the growing conflict between East and West. Some diaspora activists cooperated with Western intelligence services, including covert operations behind the "Iron Curtain". Others attracted public attention due to their radically anti-communist commitment, or to their alleged involvement in collaboration with Nazi Germany.
Moreover, the study of the East European diasporas promises new insights into the political, cultural, and societal history of the Cold War. The diaspora experiences transgressed the East-West divide in several respects: Their biographies were largely shaped through experiences from beyond the 'Iron Curtain', and their political activities primarily aimed at changing things in their countries of origin. On the one hand, they represented the "East" in the "West" and, on the other hand, in the "East", often they were considered representing particularly dangerous 'agents' of Western Cold War politics. They were a part of Western societies and participated in their political and cultural change. At the same time, they were related to the East more closely than others.
In that sense, the East European diasporas were, in a way, at the center of an entangled history of East and West during the Cold War. It can also be assumed that more detailed research on the diasporas will contribute to a better understanding of the dynamics of East-West confrontation - reflected against the background of political, cultural, and societal change in Western societies.
The aim of the conference is to investigate which insights the history of the diasporas provides for the political, cultural, and societal history of the Cold War era in the period between the end of World War II the late 1980s.