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Bewahrung der Identität. Am Beispiel ausgewählter Minderheiten in Polen

Gastvortrag von Dr. Michał Głuszkowski am 10. Juni 2025 um 16:00 Uhr im SR 218 der Uni Jena (Ernst-Abbe-Platz 8).

Im Vergleich zu seinen Nachbarn ist Polen ein ethnisch homogenes Land. Erst nach 2014 begann sich die Situation durch den Zustrom von Migrant:innen aus der Ukraine zu ändern, 2022 kamen Kriegsflüchtlinge hinzu. Im Lichte der polnischen Gesetzgebung gelten jedoch nur Gruppen polnischer Staatsbürger:innenals Minderheiten, deren Vorfahren seit mindestens 100 Jahren in Polen leben. Diesen Status genießen daher nur dreizehn ethnische Gruppen, von denen die Deutschen mit 144.000 die größte sind. Weniger zahlreich sind Ukrainer:innen(82,5) und Belarus:innen (56,6).  Es gibt darunter auch mikroskopisch kleine Gemeinschaften der Tatar:innen (5.000) oder Slowak:innen (6.000). Um den Status einer Minderheit zu erhalten, muss sich eine Gruppe nicht nur in ihrer Identität von den übrigen Bürger:innen unterscheiden, sondern auch danach streben, diese zu bewahren und zu pflegen. In der Vorlesung wird  der Frage nachgegangen, welche Schlüsselkomponenten der Identität (Religion, Nationalität, Sprache, gemeinsame Geschichte/soziales Gedächtnis, ein Gefühl der inneren Integration, ein Gefühl der Abgrenzung von der Umwelt, ein System von Traditionen und Bräuchen) in den einzelnen Gruppen bewahrt geblieben sind. An gewählten Beispielen wird gezeigt, wie es zum Verlust eines oder mehrerer dieser Faktoren kam, und erörtert, welche Folgen dieser Verlust für die lokalen Gemeinschaften nach sich zieht.

Bewahrung der Identität. Am Beispiel ausgewählter Minderheiten in Polen
Dr. Michał Głuszkowski (Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń)
Moderation: Dr. Ruprecht von Waldenfels (FSU Jena)

Dienstag, 10. Juni 2025, 16:00 bis 18:00 Uhr
Ernst-Abbe-Platz 8, MMZ SR 218, Jena

Michał Głuszkowski
Absolvent der Soziologie und Russischen Philologie, Professor am Institut für slawische Sprachen der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń. In seiner Forschung beschäftigt er sich vor allem mit den sozialen Determinanten von Sprachkontakten und Zweisprachigkeit. Die Analysen werden anhand von Feldmaterial durchgeführt, das in Minderheitengemeinschaften gesammelt wurde: russischen Altgläubigen in Polen, Estland und Lettland, Polen in der Ukraine, Russland (Sibirien), den USA und der Türkei. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit der Theorie und Methodik der soziolinguistischen Forschung und den Beziehungen zwischen Linguistik und Sozialwissenschaften.