(c) Piotr Bujnowicz, eigene Collage

Polnisches Kino in Halle und Jena: Tatarak / People on the bridge

Dienstag, 18.4., 18:00 Uhr im Puschkino, Kardinal-Albrecht-Str. 6, 06108 Halle; Donnerstag, 27.4., 20:00 Uhr im Kino am Markt, Am Markt 5, 07743 Jena

People on the Bridge (2014), R: Beata Poźniak, Englisch (5 Minuten)

Ein Experimentalfilm, der auf dem Gedicht "Menschen auf der Brücke" der Nobelpreisträgerin Wisława Szymborska basiert. Im Mittelpunkt des Films steht die ursprüngliche Inspiration des Gedichts, ein japanischer Farbholzschnitt aus dem 19. Jahrhundert mit dem Titel „Menschen auf einer Brücke“ von Hiroshige Utagawa.

Sechs Figuren sind während eines plötzlichen Regenschauers in der Mitte einer alten Holzbrücke gefangen. Während die Menschen Schutz suchen, ist die Dramatik dieses Moments in der Poesie sowohl eingefroren als auch unendlich fließend eingefangen. Beata Pozniak spielt mit der Symbolik der Zeit und der Brücke als einer kraftvollen Verbindung zwischen Menschen, Orten, historischen Epochen und Kulturen.

Tatarak / Sweet Rush (2009), R: Andrzej Wajda, OmeU, 85 Minuten

"Tatarak", ein Film, der auf einer Kurzgeschichte von Jarosław Iwaszkiewicz, einem der bedeutendsten polnischen Schriftsteller, basiert, scheint auf den ersten Blick eine subtile und berührende Geschichte über eine unmögliche Liebe zu sein, aber Andrzej Wajda geht noch weiter und schafft eine mehrdimensionale Geschichte über Liebe, die zu spät kommt, und den Tod, der immer zu früh kommt.

Marta, eine kultivierte Frau mittleren Alters, die mit einem Arzt in einer Kleinstadt verheiratet ist, weiß nicht, dass sie unheilbar krank ist. Seit Jahren trauert sie um ihre beiden Söhne, die beim Warschauer Aufstand ums Leben gekommen sind. Eines Tages trifft Marta einen Mann, der viel jünger ist als sie selbst, den einfachen Arbeiter Boguś, der sie mit seiner Jugend und Unschuld bezaubert. Ihre Begegnungen an den Ufern eines mit Kalmus bewachsenen Flusses sind geprägt von der gegenseitigen Faszination zweier Leben, von denen das eine auf ein vorzeitiges Ende zusteuert, während das andere gerade in die Reifephase eintritt. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen.

Dies ist nur die erste Ebene der Geschichte, denn "Tatarak" ist auch ein Film über die Entstehung eines Films, und die Hauptfigur ist nicht nur die fiktive Marta, sondern auch die Schauspielerin, die sie spielt. Andrzej Wajda hat die authentischen Monologe von Krystyna Janda über den frühen Tod ihres Mannes, des geschätzten Kameramanns Edward Klosinski, dem der Film gewidmet ist, mit der Kurzgeschichte von Iwaszkiewicz verwoben. Auf diese Weise verschmelzen die beiden Frauen - Krystyna und Marta - zu einem zutiefst verletzten Wesen, das die Kraft in sich selbst finden und mit der Aussicht auf den unvermeidlichen Tod fertig werden muss.

1. Film der Reihe "Nic dwa razy - Nichts zweimal: Literatur und Film im Dialog". Eine Reihe des Aleksander-Brückner-Zentrums für Polenstudien, des Jungen DGO, des Puschkino, des Kino am Markt und des Polnischen Instituts Berlin Filiale Leipzig.

Zur Postkarte für den Film in Jena. Zum Flyer mit dem gesamten Programm der Filmreihe.