Ausstellungen

Theater machen in Kattowitz-Katowice 1907-1945

Ausstellung in der Zentralen Kustodie, 14. September bis 6. Oktober

Warum eine Ausstellung über Theater in Kattowitz-Katowice? – Seine Geschichte zeigt die deutsch-polnischen Verflechtungen in der umstrittenen Region Oberschlesien wie in einem Brennglas: Das heutige Wyspiański-Theater in Katowice begann 1907 als deutschsprachiges Stadttheater in Kattowitz, damals Teil des Deutschen Kaiserreichs. Auf Grundlage des Versailler Friedensvertrags erfolgte 1921 in Oberschlesien eine Volksabstimmung, durch die Kattowitz als Katowice an die junge Polnische Republik fiel. Das Stadttheater wurde zum Streitobjekt zwischen polnischsprachigen und deutschsprachigen Theatertruppen. Im Zweiten Weltkrieg verbannten die nationalsozialistischen Besatzer das Polnische erneut von der Bühne und missbrauchten das Theater als Propagandainstrument. Erst seit 1945 spielen die Ensembles im historischen Theatergebäude am Markt unumstritten auf Polnisch, manchmal auch auf Schlesisch.

Bisher wurden das deutschsprachige und das polnischsprachige Theater in der Stadt und in der Region getrennt voneinander betrachtet. Diese Ausstellung nimmt die Interaktionen zwischen beiden in den Jahren 1907 bis 1945 in den Blick. Im Mittelpunkt stehen die Theaterdirektor:innen. Sie gehörten zur gesellschaftlichen Elite, doch waren nicht über Generationen in der Region verwurzelt. Oft hatten sie schon zahlreiche Stationen als Schauspieler, Regisseure, Dirigenten und Theaterdirektoren in anderen Städten und Ländern durchlaufen. Wir interessieren uns für ihre Biografien in imperialen und nationalen Konstellationen.

Unter welchen sozialen und politischen Bedingungen gestalteten sie in Kattowitz-Katowice Theater? Auf welcher intellektuellen und materiellen Grundlage agierten sie? Was war neu an ihren Inszenierungen, was konventionell? Welche Wege schlugen sie nach ihrer Zeit in Oberschlesien ein? Und darüber hinaus: Wie können die Erfahrungen der Kattowitzer Theatermacher:innen heute in eine konstruktive Gestaltung des Zusammenlebens in sprachlich-kulturell gemischten Regionen in einem zunehmend nationalistischen Europa einfließen?

Die Überlieferung ist vor allem für das deutschsprachige Theater dünn, da die deutschen Besatzer das Theaterarchiv vor ihrem Abzug im Januar 1945 verbrannten. Es fehlen deshalb prächtige Innenansichten und Szenenfotos. Unsere Recherche hat sich folglich auf historische Presse, die Bestände des Muzeum Historii Katowic (Historisches Museum Kattowitz), das Archivs des Polnischen Theaters in Katowice sowie Online-Sammlungen konzentriert. Die Funde haben wir auf Grundlage von Forschungsliteratur kontextualisiert.

Ein Gemeinschaftsprojekt von Student:innen und Dozent:innen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Friedrich-Schiller Universität Jena (Aleksander-Brückner-Zentrum für Polenstudien) und der Schlesischen Universität in Katowice (Institut für Germanistik) in Kooperation mit dem Schlesischen Theater (Teatr Śląski) in Katowice.

Ort: Zentrale Kustodie, Universitätsplatz 11, 06108 Halle (Saale)
Zeiten: Mi-So, 13-18Uhr vom 14.9. - 6.10.2023
Eintritt frei