Abgeschlossene Projekte unserer MitarbeiterInnen und Mitglieder


Vertreter einer ethnischen Minderheit oder engagierte Bürger? Juden in den Stadtparlamenten der Zweiten Polnischen Republik (Krakau, Posen und Warschau).

Forschungsprojekt, gefördert durch die Gerda Henkel Stiftung.

Hanna Kozińska-Witt

Abgeschlossen im April 2021

Das Forschungsprojekt untersucht das Wirken jüdischer Stadtverordneter in den Stadtparlamenten dreier Großstädte in der Zweiten Polnischen Republik (1918-1939). Ausgehend von der Beobachtung, dass sich jüdische Politiker in der Zwischenkriegszeit rege an der territorialen Selbstverwaltung beteiligten, wird nach Voraussetzungen, Motivationen, Modi und Grenzen dieser Beteiligung gefragt.

Zunächst soll der rechtliche Rahmen dieser Partizipation geklärt werden. Eine große Rolle wird dabei den rechtlichen und gewohnheitsrechtlichen Regelungen aus der Zeit der Teilungen beigemessen, die in der Zweiten Polnischen Republik nachwirkten und sich in den einzelnen Kommunen unterschiedlich darstellten. Weiterhin soll untersucht werden, wie sich die Sozialstruktur und politische Orientierung der jüdischen Stadtverordneten sowie ihre Arbeitsschwerpunkte unter dem Vorzeichen von Demokratisierung entwickelten. Mit Blick auf die Zeit nach der Vereinheitlichung des Verwaltungsrechts im Jahre 1933 wird die Einwirkung von Interventionismus und Wirtschaftsnationalismus auf kommunaler Ebene analysiert und deren Folgen für die Arbeit der jüdischen Vertreter herausgearbeitet.


"Phantomgrenzen in Ostmitteleuropa", 2. Förderphase: Zirkulation und Kommunikation; Teilprojekt "Raumvorstellungen - Handlungsräume: Grenzregionen Polens im 20. Jahrhundert"

BMBF-Projekt

PD Dr. Kai Struve

Abgeschlossen 2017

In der zweiten Förderphase des Verbundprojekts "Phantomgrenzen in Ostmitteleuropa" behandelt das am Aleksander-Brückner-Zentrum angesiedelte Teilprojekt die Fragestellung nach der Bedeutung von Phantomgrenzen anhand von drei Vorhaben, einer Fallstudie und zwei Tagungen.

1. In Anknüpfung an die in der ersten Förderphase bearbeitete Fallstudie zur Herausbildung Oberschlesiens als Region in der Zeit des deutschen Kaiserreichs und in der Zwischenkriegszeit behandelt die Fallstudie der zweiten Förderphase Oberschlesien in der Zeit der Volksrepublik Polen und fragt danach, wie Vorstellungen über die Region und ihre Bewohner die Stellung Oberschlesiens in der Volksrepublik beeinflussten. Ein wesentlicher Zug der oberschlesischen Selbstwahrnehmung, aber auch der Sicht Oberschlesiens in aktuellen geschichts- und sozialwissenschaftlichen Forschungsarbeiten besteht darin, dass es sich um eine in verschiedener Hinsicht benachteiligte Region handelte und handelt. Gerade für die Zeit der Volksrepublik ist eine solches Bild jedoch mit zahlreichen Ambivalenzen konfrontiert. So war die auf die oberschlesische Schwerindustrie gestützte regionale Parteiorganisation nicht nur ein wichtiger gesamtstaatlicher Machtfaktor, sondern dadurch, dass in kommunistischer Zeit Arbeiter und Bauern in den Mittelpunkt kollektiver Identitätsentwürfe rückten, eröffneten sich für die oberschlesischen Akteure auch neue Möglichkeiten, die Region in prominenter Weise in Narrativen polnischer Geschichte und Repräsentationen polnischer Identität zu verorten. Zur Fallstudie der 2. Förderphase wurden bisher Literatur- und Quellenstudien vorgenommen, deren Ergebnisse in Aufsätzen veröffentlicht werden sollen.

2. In einer Tagung unter dem Titel Vergangene Räume - Neue Ordnungen. Das Erbe der multinationalen Reiche und die Staatsbildung im östlichen Europa 1917-1923, die gemeinsam mit dem Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien an der Universität Frankfurt/Oder vorbereitet wurde und am 14. und 15. Oktober 2015 in Frankfurt/Oder stattfand, wurde der Frage nachgegangen, in welchem Zusammenhang bei der staatlichen Neuordnung nach dem Ersten Weltkrieg territoriale und gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen standen, welche nationalen, internationalen, aber auch regionalen und lokalen Akteure an den Auseinandersetzungen darüber beteiligt waren und welchen Anteil sie jeweils an den Ergebnissen hatten. Zu den diskutierten Fragen gehörte darüber hinaus, welche Bedeutung den Erfahrungen aus den Imperien zukam und welche älteren Raumordnungen in den Entwürfen neuer Ordnungen eine Rolle spielten.

3. Eine weitere Tagung mit dem Titel Erfahrungsräume und Erwartungshorizonte: Die osteuropäischen Diasporen im Kalten Krieg, die gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Südosteuropäische Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin für den 24. und 25. November 2016 vorbereitet wird, soll das Verhältnis von Erfahrungs-, Handlungs- und imaginierten Räumen am Beispiel unterschiedlicher osteuropäischer Diasporen im Westen nach 1945 behandeln. Dafür soll nach der Bedeutung früherer Erfahrungen, aktueller politischer Konstellationen und zukünftiger Erwartungen für die Heimatterritorien als Determinanten politischen Handelns in den westlichen Staaten nach 1945 gefragt werden.


Sprachpurismus in der Slawia unter besonderer Berücksichtigung des Polnischen

Promotionsprojekt, gefördert durch die Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit

Kai Witzlack-Makarevich

Abgeschlossen im April 2021

Sprachpurismus als Bestandteil der äußeren Sprachgeschichte war auch für die Entwicklung und Herausbildung der slawischen Standardsprachen von zentraler Bedeutung. Selbst wenn sich die einzelnen Slawinen hinsichtlich des Purismus in Art und Ausmaß teilweise beträchtlich voneinander unterscheiden, konnte sich keine von ihnen seinem Einfluss vollständig entziehen. Innerhalb des Promotionsvorhabens sollen ausgehend von einer umfassenden theoretischen Auseinandersetzung mit dem Forschungsgegenstand und vor dem Hintergrund des spezifischen soziolinguistischen Kontextes die verschiedenen Ausprägungen des Purismus in den slawischen Sprachen untersucht und in einen typologischen Rahmen eingeordnet werden (Objekt/Verlauf/Motive/Ausrichtung/Intensität/Akteure). Anhand dieser kontrastiven Übersicht wird deutlich, inwiefern der Purismus im Polnischen, der den Schwerpunkt der Untersuchung bildet, allgemeinen Mustern in der (West-)Slawia folgt oder nicht bzw. welche besonderen Entwicklungen festzustellen sind und warum es zu diesen kam. Anhand der Forschungsergebnisse soll das Polnische innerhalb der Slawia in sprachpuristischer Hinsicht positioniert werden.